Von der Steinschloss- zur Perkussionswaffe

Im Laufe des 19. Jahrhunderts vollzog sich ein bedeutender Wandel in der Waffentechnologie. Der Übergang vom Stein- zum Perkussionsschloss verbesserte die Zuverlässigkeit und Benutzerfreundlichkeit von Pistolen und brachte eine neue Ära in der Feuerwaffentechnologie hervor. Zwei herausragende historische Pistolenmodelle veranschaulichen diesen Wandel: ein Paar englischer Steinschlosspistolen von Stephen Wallis aus Birmingham, gefertigt um 1820, und ein Paar französischer Perkussionspistolen von Duon aus Nancy, gefertigt um 1850.

1. Steinschlosspistolen von Stephen Wallis (Birmingham, ca. 1820)

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren Steinschlosspistolen die vorherrschende Technologie. Der Steinschlossmechanismus, der bereits seit dem 17. Jahrhundert verwendet wurde, funktionierte durch die Erzeugung von Funken. Wenn der Abzug betätigt wurde, schlug ein im Hahn befestigter Feuerstein auf eine metallene Fläche, die so genannte Batterie. Dieser Schlag erzeugte Funken, die das Pulver in einer seitlich angebrachten Pulverpfanne entzündeten, wodurch das Hauptpulver im Lauf gezündet wurde und die Pistole abgefeuert werden konnte. Dieser Mechanismus war jedoch störanfällig, besonders bei feuchtem Wetter, und verlangte vom Schützen eine gute Vorbereitung und Pflege.

Ein hervorragendes Beispiel für die Eleganz und Präzision englischer Steinschlosspistolen ist das Pistolenpaar des Herstellers Stephen Wallis, gefertigt um 1820 in Birmingham. Diese Pistolen sind in einer originalen Mahagonikassette untergebracht, die innen mit grünem Filz ausgekleidet ist und ein Etikett mit der Werkstattadresse von Wallis in der Vauxhall Road, Birmingham, trägt. Die Pistolen selbst besitzen polierte Mahagonischäfte, veredelt mit Fischhautstruktur für besseren Halt, und gravierte Stahlbeschläge, die für die britische Handwerkskunst jener Zeit charakteristisch sind. Eine vergoldete Zündlochrahmung und der Ladestock mit Silbersetzer sind zusätzliche Qualitätsmerkmale, die der Vermeidung von Fehlzündungen dienen.

Zusätzlich zur Pistole enthält die Kassette eine Sammlung von Zubehörteilen, die für den Schützen unerlässlich waren: eine Pulverflasche, eine Kugelgießzange, ein Ölbehälter, ein Pulvermaß sowie einen Reinigungsstock und Kugelstarter. Diese Utensilien zeigen die aufwändige Vorbereitung, die für den Gebrauch (Anfertigung der Kugeln, mehrstufiger Ladeprozess, Feuern der Waffe etc) und die Wartung (Reinigung nach jedem Schuss, Entfernen von Rückständen, Behandlung von Fehlzündungen etc) einer Steinschlosspistole erforderlich war. Die feine Ausführung zeigt die Qualität der Birminghamer Waffenschmiedekunst, doch blieb die Anfälligkeit für Fehlzündungen ein Problem, das die Nachfrage nach einem zuverlässigeren Mechanismus befeuerte.

2. Französische Perkussionspistolen von Duon (Nancy, ca. 1850)

Etwa ab den 1820er Jahren begann der Perkussionsmechanismus, das Steinschloss abzulösen. Die neue Technologie machte Gebrauch von einer kleinen Metallkapsel, der sogenannten Perkussionskapsel, die mit explosivem Knallquecksilber gefüllt war. Bei Betätigung des Abzugs schlug der Hahn auf diese Kapsel, die durch den Schlag eine kleine Explosion erzeugte und das Pulver im Lauf entzündete. Dieser Mechanismus war nicht nur zuverlässiger und sicherer, sondern auch wetterbeständiger, was ihn schnell zur bevorzugten Wahl für Schützen und Militärs machte.

Ein elegantes Beispiel für diese neue Technologie ist das Paar französischer Perkussionspistolen von Duon aus Nancy, gefertigt um 1850. Die Pistolen sind in einer hochwertigen Palisanderkassette mit rotem Filzfutter untergebracht und zeugen von der anspruchsvollen Handwerkskunst ihrer Zeit. Die Pistolen verfügen über Nussholzschäfte mit fein gearbeiteter Fischhaut und floral gravierten Stahlbeschlägen, die für eine besonders edle Optik sorgen. Die Läufe sind aus Damaskusstahl gefertigt, einem Material, das für seine Widerstandsfähigkeit und ästhetische Maserung bekannt ist. Verziert mit ornamentaler Goldmalerei, repräsentieren diese Pistolen die französische Waffenschmiedekunst des 19. Jahrhunderts.

Die Kassette enthält ebenfalls umfangreiches Zubehör, das für die Pflege und den Gebrauch der Pistolen erforderlich ist: eine Pulverflasche in Form eines Fasses, eine Kugelgießzange, einen Pistonschlüssel mit verschiedenen Aufsätzen zur Verwendung als Schraubendreher, einen Reinigungsstock, einen Kugelstarter, einen Ladehammer sowie einen runden Behälter für Pflaster und Zündhütchen.

Fazit: Der technologische Fortschritt in der Feuerwaffentechnologie

Der Wechsel vom Steinschloss- zum Perkussionsmechanismus bedeutete einen erheblichen Fortschritt in der Zuverlässigkeit und Benutzerfreundlichkeit von Feuerwaffen. Die Steinschlosspistolen von Stephen Wallis aus den 1820er Jahren repräsentieren die letzte Phase vor dem weitgreifenden Übergang zum Perkussionsmechanismus, dessen technische Verbesserung und gestiegene Funktionalität die Pistolen von Duon deutlich zeigen. Zusätzlich kann man im direkten Vergleich die simplere, zweckdienlichere Ausführung englischer Pistolen mit der feineren, kunstvolleren Ausführung bei französischen Handfeuerwaffen, aber auch dem Zubehör deutlich erkennen. Beide Pistolenpaare sind nicht nur wertvolle Sammlerstücke, sondern auch faszinierende Zeitzeugen eines technologischen Wandels, der die Waffentechnologie revolutionierte und die Nutzung von Schusswaffen in einer neuen Ära definierte.

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